Trading Identities
In Trading Identities, der dritten Zollfreilager-Spezialausgabe im kritischen Dialog mit dem Theaterspektakel, werfen Beobachter*innen und Autor*innen Lichter auf die Frage, wie Identität als vermeintliche Normalität gemacht wird – und damit auf sich selber. Niemand ist unsichtbar, niemand ist neutral. Zollfreilager wird, dieser Erkenntnis folgend, am Theaterspektakel mit dem mobil-installativen «Hochsitz» zum ersten Mal vor Ort sichtbar. Dazu kommen Essays, Interviews, Illustrationen, die das Thema vertiefen und erweitern. Verantwortlich: Anthonie de Groot, Corinna Haag, Valérie Hug, Barbara Nägelin, Annatina Nay, Gianna Rovere, Deborah von Wartburg, Ruedi Widmer.
Diskurs
Bilder im Handel III
von Francesco Ciccolella
Embracing the unknown.
Bilder im Handel II
von Annatina Nay
Strange Fruit – merkwürdige Früchte, die von den Pappeln hängen. Verformt? Verwandelt? Verwirrt? Keine Komik, vielmehr eine subtile, musikalische Botschaft auf eine tragische, reale Geschichte.
Bilder im Handel I
von Delia Hess & Anja Sidler
Kann man Zugehörigkeit kaufen?
Wie viel kostet Eigentum?
Ist Identität abhängig von Besitz?
Authentisch am Strand liegen
von Tanja Spielmann
Den ersten Teil dieses Beitrags schreibe ich, während ich mit übergrossem Strohhut, pastellfarbenem Bikini und Rhabarberschorle auf einem beigen Strandtuch auf beigem Sand in der Werft sitze. Sieben Scheinwerfer werfen ihr Licht auf mich und ungefähr 40 Augenpaare ihre Blicke – genauer kann ich es nicht sagen, weil sich das Zählen der Zuschauer*innen gerade wie ein Verrat an meiner Aufgabe anfühlt.
Porträt als Verhandlung I: Würdest Du das so sagen, Murphy?
von Franz Beidler
Einen Menschen zu porträtieren, bedeutet immer auch, eine Darstellung auszuhandeln. Im Gespräch überarbeiten der Berner Musiker Murphy und sein Porträtist Franz Beidler ein fiktives Interview, das ihnen als Verhandlungsgrundlage dient.
Sie kamen zur Täuschung und besiegten alle Dinge
von Laura Sabel
Über die Frage der Identität und wie diese Eigentum im globalen Kontext und Ausbeutung von Mensch und Natur legitimiert.
Mein koloniales Erbe – unsere gemeinsame Geschichte
von Monique Ligtenberg
Monique Ligtenberg ist Historikerin und Nachfahrin eines niederländischen Kolonialisten. In ihrem Essay erzählt sie, wie sie mit ihrer kolonialen Familiengeschichte umgeht, was das für ihre Identität bedeutet und welche Schlüsse sie daraus für eine postkoloniale Schweiz zieht.
Bilder im Handel V
von Brooke Jackson
Wer bin ich? Wer bist du? a, b, c oder d?
Ein Halt in Kljuc
von Melisa Muhtari
Manchmal kommst du zurück an einen Ort, der deiner war, jetzt aber schon nur deshalb ein anderer geworden ist, weil du eine andere geworden bist. Vielleicht ist Identität eine Reise? Vielleicht ist Migration das, was wir alle täglich tun?
Fragmentary Forms
von Louis Gasser
Identität als komplexes Konstrukt – ein grosses Ganzes aus vielen kleinen Teilen. Identität als Collage, Fragmente, immer neu kombinier- und zusammensetzbar. Die Illustrationen von Louis Gasser erzählen Geschichten – eine bildhafte Auseinandersetzung mit dem Identitätsbegriff.
Gedanken liegen bleiben gehen lassen
von Hannah Grüninger
Ein Essay über Notizen und Gedanken
Ich bin, zu wem ich mich mache / zu wem ich gemacht werde
von Tanja Spielmann
Eine Reaktion auf «Ich bin, der ich bin!» und «Ich bin, der ich nicht bin» von Daniel Strassberg (Republik, 16.07.2019).
Kulturelle Identität als Palimpsest
von Franz Beidler
Die Ubiquität des Ortes ist eine Ubiquität der Kultur ist eine Ubiquität der Identität. Und vice versa.
Porträt als Verhandlung III: Würdest Du das so sagen, Naomi Lareine?
von Franz Beidler
Einen Menschen zu porträtieren, bedeutet immer auch, eine Darstellung auszuhandeln. Im Gespräch überarbeiten die Zürcher Musikerin Naomi Lareine und ihr Porträtist Franz Beidler ein fiktives Interview, das ihnen als Verhandlungsgrundlage dient.
Bilder im Handel IV
von Leila Merkofer
Ist Kultur eine Ware des globalen Handels? Wohin fühlt man sich zugehörig? Was wird noch kommen?
Die Bilder in uns
von Pascale Gähler
Als Kind versuchte ich weiss zu sein, als junge Erwachsene wollte ich eine Schwarze[1] Frau sein, doch beides hat lange nicht funktioniert. Ein aufgeschriebener Gedankentanz durch das Verhandeln meiner Identität und der Versuch, ohne Zuschreibung, ohne Kategorisierung einfach zu sein, damit mein Verständnis der vielfältigen Schweiz als Normalität nicht länger eine Utopie bleibt.
Kritik
Zurich meets Zurich in Schwamendingen
von Eva Mackensen
«City of Abstracts», eine bereits im Jahr 2015 geschaffene Arbeit des Choreographen William Forsythe, zählt zu seinen sogenannten choreographischen Objekten. Es besteht, von Objektseite aus betrachtet, aus einer Leinwand, die seitlich an die Ladefläche eines Lastwagens montiert ist. Eine darüber installierte Kamera fängt die Choreographie der Umgebung ein – die Trambahnen, Töffs und Autos, die im Hintergrund vorbeieilen, die Passanten, die neugierig stehenbleiben – und spielt den Film mit leichter Zeitverzögerung auf die Leinwand.
Gefangen im Zug der unerbittlichen Fröhlichkeit
von Deborah von Wartburg
Die Figuren in William Kentridge's «More sweetly play the dance» wirken verloren und gefangen. Trotzdem zeigen sie auf, welche Einflussnahme auf die Gemeinschaft mit der eigenen Existenz einhergeht.
Auch am Rand ist das Zentrum
von Patrick Tschirky
Geplant für das KKL in Luzern, aufgeführt am Bullingerplatz: Die Wort- und Stimmkünstler Michael Fehr und Jurczok performen in der Peripherie und machen damit der Sparte «DeZentral» des Theaterspektakels alle Ehre. Anlass für eine Reflexion über das Dazugehören am Rand und das Konstruieren von Zentren.
Körper schauen Körper zu
von Annatina Nay
Menschen schauen Menschen zu. Menschen, von Scheinwerfern statt der Sonne beschienen, an einem gewöhnlichen Sonntagmittag am Strand. Sie liegen, stehen, sitzen, spazieren, singen im Sand. Eine scheinbar harmlose Strandszenerie auf bunten Tüchern, stünde da nicht das Geschehen beobachtende und gesichtsmaskentragende Publikum der Oper-Performance «Sun and Sea» auf einer Galerie aus Eisenstangen. Menschen halten sich mit desinfizierten Händen am Geländer fest, bestaunen das Strandtreiben von oben und lauschen der Musik.
Wer beschützt uns vor den Spassvögeln?
von Dominik Wolfinger
Begegnung
Von Identitäten und Krisen und Identitäten in der Krise
von Valérie Hug
Das Gefühl, das man hat, wenn man Wolken anschaut. Interview mit dem Künstler John Chiara
von Hannah Grüninger
Imaginierte Identitäten und ihre realen Auswirkungen. Interview mit Fatima Moumouni
von Ruedi Widmer
Interview mit der Künstlerin Sally Schonfeldt
von Damian Christinger
Über das Besser- und Schlechtergestelltsein von Menschen, und wie wir darüber sprechen. Ein Disput.
von Pascale Gähler, Jörg Scheller, Gianna Rovere, Ruedi Widmer
Der Schwarzenbach-Komplex. Interview mit Catia Porri und Rohit Jain
von Damian Christinger
Hochsitz
Hochsitz-Folge 5:
von Fiona Rafferty
Die Künstlerin Fiona Rafferty wirft ihren Blick nach oben, in den Himmel. Sie beobachtet die Wolken, wie sie sich verändern, die Farben, das Licht, das Wetter das kommt und geht.
Hochsitz-Folge 3:
von Hannah Grüninger, Ruedi Widmer
Hochsitz-Folge 4:
von Anthonie de Groot
Die Hochsitz-Mitinitiantin Anthonie de Groot hat zeichnend beobachtet, was über den Köpfen der Zuschauer*innen von Tripote la Compagnie passiert. Denn wenn die Akrobat*innen hoch springen, ist die Sicht vom Hochsitz eine, die man selten hat: Auf Augenhöhe mit den Springer*innen.
Hochsitz-Folge 7:
von Franz Beidler
In der Schlussbeobachtung des Hochsitzes hat Franz Beidler das Wiederholen der Normalität observiert. Er trotzte der Gefahr der Abnutzung seiner Aufmerksamkeit durch alltägliche Bewegungen und Abläufe und hielt seine Konzentration schreibend aufrecht.
Hochsitz-Folge 2:
von Gianna Rovere, Anthonie de Groot
Zwei Stunden stand der Hochsitz auf der Landiwiese. Unter Beaufsichtigung des Hochsitz-Care-Teams durften alle Interessierten die Perspektive von oben geniessen. Was siehst Du? An was denkst Du? Und was möchtest Du in deinem Leben gerne noch sehen?
Hochsitz-Folge 1:
von Gianna Rovere
Gianna Rovere, Mitinitiantin des Projektes «Hochsitz», hat den portablen Hochsitz in der Stadt Zürich auf seine Funktionen und Beobachtungsstrategie-Potenziale hin untersucht. Daraus resultierte ein Glossar als Briefing für das einfache Beobachten auf dem Hochsitz.
Hochsitz-Folge 6:
von Elisa Schiltknecht & Selina Hofer
Die Künstlerinnen Selina Hofer und Elisa Schiltknecht starten vom Hochsitz aus den Versuch, zeichnerisch und schreibend die Zerstreuung wieder zusammenzufügen. Während dem Radioballet von LIGNA befragen sie den Perspektivenwechsel und Strategien, wie sie sich aus einer räumlichen Distanz dem Spektakel annähern können.