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Karin Seiler

Sehnsucht nach Rümlang

Nicht nach Rom.

Nach Osten, nach Westen? Eine verbindliche Empfehlung gibt der Wegweiser nicht ab, vielmehr scheint er dem Reisenden nahezulegen, dass der Weg das Ziel sei. Ankommen wird man sowieso, alle Wege führen hier nach Lecce.

Die lange Reise nach Süden haben wir im Zug zurückgelegt. “Favorite?“ fragt uns der Mitreisende, als er sein beim Umsteigen in Mailand gekauftes Sandwich auspackt, “wollt Ihr auch was?“ Die symbolische Geste des Teilens erinnert an die Zeit der üppigen Picknicks in den mit Heimkehrern und Gepäck vollgestopften Abteilen der direkten Nachtzuglinie Zürich – Lecce, die jahrzehntelang die süditalienischen Emigranten für Ferien und Feiertage zurück in die Heimat brachte. Seit 2007 existiert sie nicht mehr.

Im Salento freuen sich die Menschen, wenn wir sagen, dass wir aus Zürich kommen. Gerne erzählen sie von ihrer Zeit in Rümlang, Dietikon oder Kloten und nicht selten schwingt in ihrer Erzählung eine unvermutete Wehmut mit, fast so etwas wie Heimweh – Morbus Helveticus, die Schweizer Krankheit.