Laube
Wir liefen von der unteren Altstadt zum Zytglogge und vom Zytglogge unter den Lauben bis zum Käfigturm. Samir, Äbi und ich. Wir hatten ein Taxi bis nach Hause nehmen wollen, weil wir zum Laufen zu faul waren, aber dann hätte Samir sein Velo in der Stadt stehen lassen müssen. In einer Stadt wie Bern lässt niemand sein Zweirad gern stehen, egal, wie gross das Kettenschloss, wie gut der Standort oder wie sicher der Gegenstand, an dem er es befestigt. Die Velomafia holt sich jedes Rad. Nicht nur am Bahnhof, eigentlich überall, also auch in der unteren Altstadt, dort wo Beni wohnt. Samir hätte sein Velo also auch nicht vor Benis Haus stehen lassen können, nicht im Eingang – der so gross ist wie eine Telefonkabine und in den im Sommer jedes Wochenende irgendeiner eine Pfütze hinpinkelt – und schon gar nicht in der Gasse. Deshalb liefen wir zu dritt mit Velo Richtung Bahnhof. Die Stimmung war ausgelassen. Wir waren stundenlang um Benis Couchtisch gesessen, hatten eine Tüte nach der anderen geraucht und wie immer irgendwelche weltverbessernden Theorien rauf und runter diskutiert. Wir hatten irgendwelches Zeugs gelabert, die Zeit vergessen und plötzlich war es Abend.
Es war schon seit Stunden weder hell noch dunkel, die Sonne aber schon lange untergegangen. Auf dem Heimweg erzählte Äbi von seinem Treffen mit Sina und wie sie ihm die Augen geöffnet hatte. Samir versuchte, ihn mit einem dummen Spruch vom Thema abzubringen. Äbi fuhr unbeirrt fort: Er wisse jetzt, wieso er Jura studiere. Wir waren ziemlich erstaunt über seine Verkündung. Äbi war mehr so der Hobby-Student und machte mit der Studienwahl vor allem seinen Vater glücklich. Mit voller Überzeugung erzählte er nun aber, er wolle damit die Welt verändern, auf legale Weise. Er laberte ohne Punkt und Komma: von Gewächshäusern und Feldern im Berner Oberland, von Akquise und Networking und irgendwas von öffentlichem und Privatrecht. Samir und ich tauschten Blicke aus, runzelten die Stirn und zuckten mit den Schultern. Entweder waren wir oder er zu bekifft. Ich sagte ihm, er solle mal auf den Punkt kommen. Samir stimmte mir nickend zu und fragte: Also, hä, worum geht es? Äbi antwortete gelassen, dass er Hanfbauer werden und legales Weed vertreiben wolle. Wir lachten. Samir widersprach, die Zeiten seien vorbei, in denen man in der Altstadt ein Teelädeli eröffnen und dort (er machte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft) legal schwarzen und roten Afghanen in schoggitafelgrossen Klumpen oder mit Sativa und Indika gefüllte Weckgläserverkaufen konnte. Ich erwiderte, dass es aber schon geil wäre, wenn wir einfach in einen Teeladen latschen könnten, anstatt immer diesen Hustle zu haben, um etwas Gutes aufzutreiben. Samir sagte, bis es in der Schweiz ein Ja zur Legalisierung von Cannabis gäbe, schwimme sein Gebiss auf dem Nachttisch in einem Glas und bei mir stünde der Rollator im Gang. Das möge sein, antwortete ich pampig, es sei aber kein Grund, mir mein Luftschloss madig zu machen. Äbi lachte: Nein, Dudes, ich rede von CBD! Samir, der Oberkiffer im Bunde, wusste, wovon Äbi sprach und fragte empört: Wozu das denn? Davon wird man ja nicht einmal high. Wen sollte das interessieren? Da gehst du gleich in Konkurs. Besser, du setzt dich für das richtige Zeug ein! Sorgst dafür, dass das endlich als Medizin anerkannt wird. Und alle, die immer von Einstiegsdroge labern? Pah, so ein Bullshit! Lasst uns auf die Strasse gehen, demonstrieren, unsere Rechte einfordern und das Bünzlitum stürzen. Er sprach sich mal wieder in Rage, und wir schauten vergnügt zu, wohin es ihn in seiner Argumentation treiben würde, bevor ich ihn unterbrach. Entspann dich, Dude, kein Grund, gleich die Weltherrschaft an dich reissen zu wollen. Äbi griff nach dem Dach seines Caps und drehte es sich in den Nacken. Er solle das Pinky und The Brain überlassen, setzte Äbi einen drauf. Samir blieb kurz stehen, kramte sein Zeugs hervor und drehte sich im Gehen einen Joint. Dann war er wieder zufrieden. Äbi schmunzelte ihn vergnügt an: Nur so, auch CBD ist Medizin. Wart’s nur ab, du wirst schon sehen. Sein Zeigefinger kreiste vor Samirs Gesicht. Und wenn dann Cannabis legalisiert worden sei, habe er die Infrastruktur schon, könne immer noch sein Business erweitern und sei dann einer der Ersten, fuhr er fort. Samir nickte anerkennend: Stimmt!
Wir schlurften ein paar Schritte nebeneinander her, ohne etwas zu sagen. Dann unterbrach Samir das Schweigen: Wieso können Velos eigentlich nicht selbst fahren? Ich meine, dann bräuchte man sie nicht zu stossen. Und bekifft oder besoffen wäre das Bergauffahren nicht so anstrengend. Nach ein paar Minuten fragte Äbi, wer eigentlich das Velo erfunden habe. Keine Ahnung, antwortete ich. Ich wisse nur, dass das erste Fahrrad noch gar keine Tretpedale gehabt habe. Weisst du, wie anstrengend und sinnfrei das Radfahren damals gewesen sein muss, ergänzte ich kopfschüttelnd. Erneute Stille. Ich glaubte, meine und die Gedanken der anderen sich winden zu hören. Das Rad sei sicher erfunden worden, damit die edlen Leute mit ihren Schuhen nicht in der Scheisse rumtreten mussten, spekulierte Äbi. Wir lachten. Bestimmt, sagte ich.
Es wurde bedrohlich schnell Nacht. Die Laube mit den grellen Schaufensterbeleuchtungen wurde zum Verlies, die Konturen der Sandsteinfassaden und die Gasse versanken im Dunkel. Ein garstiger Wind pfiff durch die Bögen. Ich zog den Reissverschluss meiner Trainerjacke bis ganz nach oben, Samir und Äbi zogen sich die Kapuzen ihres Hoodies über den Kopf. Die Lauben seien schon von Vorteil, wenn man keinen Schirm oder Hoodie habe, meinte Äbi, als er meinen neidischen Blick sah. Gemäss Samir gehörte das zu den Ideen der Stadtplaner, als sie im 14. Jahrhundert mit Sandsteinvorbauten die Häuser vor weiteren Bränden schützten und dabei das Erdgeschoss mit Arkaden untertunnelten. Unser Geschichtsstudent war in seinem Element und fuhr fort. Weil mit dem Vorbau öffentlicher Grund beansprucht wurde, musste auch die Bevölkerung etwas davon haben – also ohne Schirm und Kapuze wettergeschützt geschäften können. Das sei vielleicht damals sinnvoll gewesen, antwortete ich. Samir fragte, was mir nicht passe. Die Lauben seien düster, egal, ob bei Regen oder Sonnenschein, immer kühl und beengend, erwiderte ich. Aber sie hätten doch auch etwas Romantisches, hakte Samir nach. Nein, im Mittelalter sei alles kalt, nass, eng und krank und das Leben hart gewesen. Noch etwas energischer fügte ich an, ich möge es nicht, wenn man keinen Weitblick habe, weder den Himmel noch in die Ferne sehe. Wo sei beispielsweise der Bahnhof? Null Orientierung habe man.
In den geschlossenen Geschäften standen kahle, leichenbleiche Gestalten, meist mit der neusten Mode bekleidet, teilweise nackt, um nicht mit Kleidern von anderen Konsumwaren abzulenken. Ich ertappte mich, wie ich dem Gespräch nicht mehr folgen konnte, da mein Blick immer wieder von den Schaufensterpuppen gefangen wurde, bis ich stehenblieb. Die Schaufensterpuppen dienten ihrem Zweck, dachte ich mir, aber auf eine unangenehme Weise. Ich fühlte mich von ihnen beobachtet. Ich wünschte mir das Licht und die Lauben weg. Wären die Lauben nicht, würde die Strassenbeleuchtung ausreichen. Man könnte hier ungestört langgehen. Oder wäre es dann zu dunkel? Ich musste mir eingestehen, dass eine Stadt mit wenig Licht eine unheimliche Stadt wäre. Das Gesittete wiche dem Zwielichtigen. Die Anonymität der Dunkelheit würde die verruchten Gestalten noch mehr anziehen.
Samir war aufgefallen, dass immer mehr schwarze Puppen in den Schaufenstern stünden. Nicht reinschauen, rief ich, das seien alles Strategien für Kundenfang. Äbi lachte. Er sah gerade keine Gefahr, dem Konsum zu verfallen. Die Geschäfte seien geschlossen, man könne nichts kaufen, nur stehlen, fügte er an. Es sei ernst, sagte ich eindringlich. Äbi schaute mich ungläubig an: Hast du sie noch alle? Meine ernste Miene wich einem breiten Lachen. Echt jetzt, manchmal machst du mir Angst, seufzte Äbi. Wir blieben vor dem Möbelgeschäft stehen, traten nahe an die Fensterscheibe heran und lugten hinein. Die Mannequins waren nackt, perückenlos und seltsam auf den Möbeln drapiert. Samir flüsterte, die schwarze Puppe dort hinten starre ihn an, er habe schon Gänsehaut, doch wegschauen könne er trotzdem nicht. Äbi schien irritiert, er blickte zwischen Samir und dem Mannequin hin und her. Schliesslich fragte er zögerlich, wie die Puppe das denn ohne Augen anstellen sollte? Samir erwiderte, sie habe halt so tiefe, schwarze Hohlräume, die ihn anstarrten. Äbi riss die Augen auf und schaute mich hilfesuchend an. Ich schaute abweisend und ahnungslos zurück. Hat es dich erwischt?, fragte Äbi. Samir antwortete nicht und starrte weiter ins Schaufester. Wer zuerst blinzelt, hat verloren, forderte ich ihn heraus.
Plötzlich quietschte und rumpelte es. Gelbe und rote Lichter schossen auf uns zu. Das alte Tram fuhr aus dem Käfigturmtunnel, jagte an uns vorbei und riss unsere Gedanken gleich mit sich. Wie ein feuerspeiender Drache, der aus der Höhle geschossen kommt, um die bösen Menschen zu vertreiben, die seinen behüteten Schatz stehlen wollten, sagte ich zu Äbi. Wir schauten alle drei dem Tram hinterher. Um uns herum war keine Menschenseele. Die Stadt wie ausgestorben. Plötzlich hörten wir Schritte, dann Stimmen, die aus dem aus dem Fussgängertunnel des Käfigturms kommen mussten. Das Stimmengewitter kam in Wellen auf uns zu, wurde immer grösser, immer lauter. Es klang schrill und bedrohlich. Wir blieben reflexartig stehen. Vom Licht geblendet und noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, sah man kaum die Hand vor den Augen. Wir warfen uns Blicke zu und kamen zum Einverständnis: Blicke abwenden, nicht rüberstarren … mhm … nicht zu provozieren … mhm … wenige und leise Worte … mhm … mit zügigem Schritt vorbeigehen … mhm. Als ein Pärchen händchenhaltend aus dem Tunnel trat, waren wir erleichtert und irritiert zugleich: Es hatte nach mehr geklungen. Mit verzogenen Gesichtern lächelten wir über uns selbst. Etwas zögerlich führten wir unser Gespräch fort und liefen weiter Richtung Bahnhof, dem Pärchen entgegen.
Als wir die beiden kreuzten, rempelte mich die junge Frau mit der Schulter an. Die Laube war schmal, aber nicht so schmal. Ich überlegte kurz, ob ich ihr etwas entgegnen sollte. Dann erinnerte ich mich daran, wie ich meinem Bruder, als er fünf Jahre alt war, beigebracht hatte, sich mit Worten statt mit Gewalt zu wehren, wenn er diskriminiert wurde. Ich erklärte ihm, dass er wegen seiner Hautfarbe immer, und auch wirklich immer, den Kürzeren ziehen würde. Und dass es nichts mit uns zu tun hatte, wenn uns manche weisse Menschen grundlos hassten. So riet ich ihm, egal, was andere sagten, er solle ihnen immer mit Höflichkeit begegnen. Jetzt fiel mir mal wieder auf, wie schwer das war. Schon schossen die Worte: Und sonst, läuft’s, aus meinem Mund. Ich drehte mich um. Samir und Äbi blieben neben mir stehen. Ein paar Meter hinter mir stand das Pärchen neben einem Laubenbogen. Die Strassenlaterne strahlte hell genug, um ihre Umrisse erkennen zu lassen. Er trug ein Fanshirt und hielt eine Bierflasche in der Hand, sie hatte sich ihr Shirt um die Hüfte gebunden und schrie: Du Scheissn****, verpiss dich zurück in dein Land! Ich rief zurück: Wie bitte? Sie antwortete, ich hätte sie schon verstanden. Ich dreckiger N**** solle mich dahin verpissen, wo ich herkomme. Mir rasten tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Mein Atem stockte, das Blut schoss mir in den Kopf, meine Ohren surrten. Ich fühlte meine Halsschlagader pulsieren und hörte meinen Herzschlag in den Ohren. War ich bereit für die Konsequenzen, die Gewalt mit sich bringen würde? Konnte ich das meinen beiden Freunden antun und sie mit in die Angelegenheit reissen? Wir, zu dritt, gegen die beiden. Aber wären wir ihnen auch überlegen? Ich bezweifelte, dass unsere Gewaltbereitschaft das gleiche Ausmass annehmen würde wie ihre. Als sie auf mich zurannte, fragte ich mich, ob ich mir das gerade alles einbildete. Es schien mir dermassen absurd, dass ich mich an einem unspektakulären Dienstagabend, in einer praktisch menschenleeren Stadt, in dieser Situation wiederfand. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Adrenalin pur. Keine fünf Zentimeter vor mir blieb sie stehen. Ihr Freund dicht hinter ihr. Sie war einen Kopf kleiner als ich, er einen halben. Ihr Gesicht war meinem Gesicht so unfassbar nahe, sie roch nach Haarspray, Zigarettenrauch und Bier. Mein einziger Gedanke: sollte ich ihr jetzt eine Kopfnuss geben? Ich entschied mich dagegen. Also fragte ich kurzatmig: Was habe ich dir getan, dass du mich beleidigst? Du kennst mich doch gar nicht! Sie meinte nur: Menschen wie dich braucht man nicht zu kennen, ihr seid eh alle gleich. Ich fragte zurück: Wie kommst du darauf, uns alle in einen Topf zu werfen? Du bist doch bestimmt auch nicht gleich wie alle anderen Weissen, oder? Darauf antwortete sie: Nein, aber ihr Schwarze schon. Ich fragte mich, wie ich am besten auf sie eingehen konnte. Sie schien dermassen von ihren haltlosen Aussagen überzeugt. War das die Zeit und der Ort für eine Belehrung und war sie überhaupt empfänglich für irgendein Wort, das aus meinem Mund kam? Oder brachte ich sie damit nur noch mehr in Rage? Beide wirkten, als suchten sie die Konfrontation. Also sagte ich in lieblichem Ton: Ich bin aber nur halb schwarz, meine Mutter ist Schweizerin und ich bin hier im Salem-Spital geboren. Ich bin deshalb schon in meinem Land, sagte ich entschuldigend und versuchte, mit ein paar deeskalierenden Schritten rückwärts etwas Distanz zu gewinnen. Sie kam aber wieder fordernd auf mich zu. Immer dicht hinter ihr ihr Freund, der bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte. Ich schaute ihn auffordernd an, er solle doch bitte seine Freundin zurückhalten, ich sei ja offensichtlich nicht darauf aus, eine Schlägerei anzufangen. Seinen Blick konnte ich nicht deuten. Wohlwollend sah er aber nicht aus. Dann blieb die Frau stehen und fuchtelte mit ihren Händen vor meinem Gesicht herum: Es ist egal, wo du geboren bist, du gehörst hier nicht hin. Im selben Atemzug erzählte sie, sie habe selber zwei «Mischlingskinder» von ihrem Ex-Freund, der abgehauen sei. Ihr seid alle ein Dreckspack, sagte sie endgültig. In ungläubigem Ton fragte ich nach: Du hast selbst zwei dunkelhäutige Kinder? Dann beleidigst du ja nicht nur mich, sondern auch sie mit deinen Worten. Ich konnte nicht fassen, wie geblendet von ihrer Wut über ihren Ex-Freund sie war, dass sie das nicht realisierte. Sie fixierte mich mit ihren Augen, dann machte sie zwei schnelle Schritte auf mich zu. Ich wich ihr wieder aus. Nun musste sie an mir vorbei, um wieder stadtabwärts zu gehen, und liess dabei den Versuch nicht aus, mich ein letztes Mal anzurempeln. Mit zurückgedrehtem Kopf schrie sie: Halt die Fresse! Ihr Freund hastete ihr hinterher. Ich schaute zu, wie sie davongingen und rief ihr verzögert hinterher: Es tut mir leid für dich und deine Erfahrung und ich wünsche deinen Kindern und dir nur das Beste und viel Liebe! Ich erschrak über meine eigenen Worte. Sie brachen einfach so aus mir heraus. Jetzt wusste ich wieder, wieso ich meinem kleinen Bruder diese Worte mit auf den Weg gegeben hatte. Der Freund drehte sich nochmals um und warf seine Bierflasche nach uns. Sie zerschellte einen halben Meter vor uns, die Scherben sprangen uns entgegen. Ich warf fassungslos beide Hände in die Luft und war kurz davor, nochmals etwas hinterher zu rufen, doch verkniff ich mir die letzten Worte. Es reichte für heute. Insgeheim hatte ich gehofft, dass Samir und Äbi zur Tat schreiten würden, aber als ich zu ihnen rüberblickte, standen sie leichenblass vor einem nicht beleuchteten Schaufenster und starrten mich an.
Wir blieben ein paar Minuten sprachlos stehen. Dann seufzte ich: Fuck, nicht schon wieder! Samir fragte schockiert, ob das gerade passiert sei. Äbi schaute mich entrüstet an und fragte, ob das öfters passiere. Ich antwortete mit: immer wieder mal, ja. Samir legte seinen Arm um meine Schultern und tröstete mich mit den Worten, sorry, Dude, das sei hardcore. Noch ein paar Schritte und wir standen endlich im Freien. Hinter uns stand der Käfigturm, die Uhr schlug zehn. Der klare Nachthimmel eröffnete sich über uns und in der Ferne glänzte der Baldachin des Bahnhofs im Mondschein.
Der Text ist Teil der Masterthesis der Autorin, einer Untersuchung des Unheimlichen und der Angst in der Stadt in Form von sieben Kurzgeschichten.
Illustration: Mara Djukaric
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Andere Augen
Nanuschka Boleki (*1993) ist Leiterin Kommunikation des Theater Chur und Absolventin des Master Kulturpublizistik der ZHdK.