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David Hesse

Der Stamm ist voll

Die Ureinwohner der USA wachen zunehmend streng über ihre Stämme. Neue Anwärter sind nicht willkommen, bestehende Mitglieder werden ausgebürgert. Zu Besuch bei den Narragansett von Rhode Island.

Sei willkommen, Europäer. «Komm und besieh dir das Scheitern deiner Ahnen.» John «Mosqua» Thomas, «Kriegsminister» der Narragansett, lacht und klopft dem Gast hart auf die Schulter, führt ihn ins Zentrum der Lichtung, zum Rund der Tänzer. Eben sind die Damen angetreten, drehen sich in strengen, kleinen Schritten ums Feuer, Decken am Arm wie flatternde Partner. Ein Samstagmorgen im August, die Narragansett feiern ihr Jahrestreffen. «Es ist Pow-Wow-Zeit», hat jemand mit dem Finger in den Staub einer Autoheckscheibe geschrieben. Aus dem ganzen Land reisen Stammesleute zum Reservat in Rhode ­Island. «Heute zeigen wir der Welt, dass es uns noch gibt», sagt Thomas. «500 Jahre lang wollten die Weissen uns vernichten. Es ist ihnen nicht gelungen. Willkommen.»

Der War Chief hat den Federschmuck abgelegt und eine Baseballmütze aufgesetzt. Die Sonne brennt, Schatten ist knapp, am Limonadenstand bilden sich erste Schlangen. Der Festplatz füllt sich, und noch immer werden neue Gäste in Geländewagen vom Parkplatz an der Hauptstrasse durch den Wald und auf die Lichtung gefahren. Der Pow-Wow ist öffentlich, jeder darf dabei sein. Auch aus Deutschland seien schon Besucher da gewesen, sagt John Thomas und muss wieder lachen: «Sie ­waren sehr respektvoll. Aber einige bei euch nehmen das sehr ernst, nicht wahr? Halten sich selber ein bisschen für Indianer?» Ein Stamm der Möchtegerns. Aber warum auch nicht, findet Thomas: «Für mich heisst Indianersein, als freier Geist zu ­leben. Das steht jedem offen.»

Wer darf Indianer sein?

Schön gesagt. Doch in den meisten Stämmen kommt man mit diesem Leitsatz nicht sehr weit. In den USA wird zunehmend heftig um die Frage gestritten, wer Indianer sein darf – und wer nicht. Viele der 566 national anerkannten Stämme haben ihre Mitglieder-auflagen verschärft. Es ist in den letzten 20 Jahren schwieriger geworden, Teil einer indigenen Gemeinschaft zu sein – und zu bleiben.

Bei den Narragansett etwa werden bis auf die Kinder etablierter Stammesleute keine Anwärter mehr aufgenommen; die Mitgliederrollen sind abgeschlossen, der Stamm ist voll. Gelegentlich wird sogar entfernt, wer sein Leben lang dazugehört hat: Seit 1993 hat die Stammesführung mehrfach von genealogischen Ausschüssen prüfen lassen, ob wirklich alle im Volk lückenlos dokumentiert sind, ihre Abstammung auf das Narragansett-Urverzeichnis von 1880 zurückführen können. In mehr als 100 Fällen kam es zu Beanstandungen. «In der heutigen Zeit reichen eine gute Geschichte oder ein Bauchgefühl nicht mehr», sagt War Chief John Thomas, 70, und sieht nicht glücklich aus dabei. «Du musst Papiere haben, Geburts- und Sterbeurkunden, DNA-Proben – das ganze Programm.» So wollten es die Regeln der Gemeinschaft.

Wer diese steigenden Ansprüche nicht erfüllen kann, hat ein Problem. Überall in den USA werden ganze Familien von ihren Stämmen ausgeschlossen, ausgebürgert, von den Rollen getilgt. In Oregon hat das Bündnis der Grand Ronde eben 86 Personen die Zugehörigkeit entzogen; ihre Vorfahren seien zweifelhaft, ihr Ausschluss «stärke» die Identität des Stammes. In Kalifornien haben die Pala 15 Prozent ihres Volkes ausgeschlossen, 154 Personen, und die Chukchansi mehrere Hundert Mitglieder wegen mangelhafter Stammbäume vor die Tür gesetzt. Insgesamt sind Tausende betroffen, Fachleute sprechen von einer Epidemie der Ausschlüsse: «Es ist tragisch, aber manche Stämme dezimieren sich selbst», sagt David Wilkins, ein Rechtsprofessor an der Universität Minnesota und Angehöriger der Lumbee. Nach 500 Jahren Widerstand gegen Vernichtung und Zwangsassimilation ­löschen heute die Stämme selber indianische Existenzen aus.

Erkleckliche Casino-Gewinne

Die Massenausschlüsse sind ein neues Phänomen und zumindest teilweise der Gier geschuldet. Seit den frühen 1990er-Jahren dürfen staatlich anerkannte Stämme in den USA Spielcasinos betreiben; die Gewinne sind oft erklecklich und werden an die Gemeindemitglieder verteilt. Die Pala in Kalifornien sollen ihren Angehörigen bis zu 150 000 Dollar pro Jahr und Kopf überweisen können, anderswo ist es noch mehr. Wird die Zahl der Stammesleute verringert, bleibt für die Verbleibenden natürlich mehr übrig. «Der steigende Wohlstand der Stämme hat das Problem der Ausschlüsse sicher verschärft», sagt der Jurist David Wilkins. Nicht immer muss es dabei um Casinos gehen: Die Sho­shone in Wyoming verbuchen Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung auf ihrem Land. Auch sie haben ihre Mit­gliederlisten durchleuchtet und Ausschlüsse vorgenommen.

Einige Stämme aber sind nicht nur auf dickere Gewinne aus, sondern auf Blut. Mit Ausschlüssen soll der Genpool gewartet werden. Die Cherokee Nation in Oklahoma hat 2007 landesweit für Empörung gesorgt, als eine Mehrheit ihrer Mitglieder sich in einer Abstimmung für die Ausbürgerung einiger Tausend Cherokee Freedmen aussprach. Diese Freedmen sind die Nachfahren schwarzer Sklaven, welche die Cherokee bis zum US-Bürgerkrieg hielten und dann zu vollwertigen Stammesmitgliedern machten. Offenbar wird diese Eingemeindung heute bereut. Die Freedmen hätten «zu wenig Cherokee-Blut», um wirklich dazuzugehören, argumentierte die Stammesführung vor dem Urnengang. Das hat ihr den Vorwurf des Rassismus und eine Klage der US-Regierung eingebracht.

Bei den Narragansett ist nichts zu holen, weder Casino-Millionen noch reines Blut. Der Staat Rhode Island verbietet dem Stamm unter Aufbietung etlicher juristischer Tricks den Glücksspielbetrieb; die Narragansett sind arm, die Leistungen ihrer Verwaltung beschränkt. Reich ist man allein an Vielfalt: Am diesjährigen Pow-Wow kommt im Reservat ein eindrücklich bunter Stamm zusammen. Manche der herausgeputzten Krieger sind so hellhäutig, dass die Augustsonne sie bereits vor dem Mittag tüchtig verbrannt hat. Andere wieder sind so dunkel, dass sie im amerikanischen Alltag und ohne Federschmuck zweifellos als Afroamerikaner wahrgenommen werden. «Guten Menschen ist es egal, wie ­jemand von aussen aussieht», sagt Swift Cloud, ein eher heller Waffentänzer, der im zivilen Leben Alarmanlagen verkauft. Nach fünf Jahrhunderten der Durch­mischung könne die Idee der Reinheit ­getrost begraben werden.

Abgeschnitten vom Volk

Die Stammesführung aber sieht dies weniger locker. Mag die äussere Menschenhülle egal sein – das Blut darunter ist es nicht. In den vergangenen 20 Jahren haben die Narragansett mehrere Familien vom Stamm ausgeschlossen oder zumindest zur Beibringung neuer Ahnentafeln aufgefordert. «Sie machen mit dir, was sie wollen», murmelt Alan Sampson, ein dunkler Mann in Strassenkleidern, der beim Pow-Wow am Rand des Tänzerrunds in einem Klappstuhl sitzt. Seine Sippe kämpfe schon seit Jahren gegen den Ausschluss, aber die verlangten Beweise und Urkunden seien fast unmöglich aufzutreiben. «Ich kann dir nicht beschreiben, wie schmerzhaft es ist, wenn dich deine eigenen Leute nicht mehr ­anerkennen», sagt Sampson.

Wer ausgeschlossen wird, verliert viel – auch ohne Casinogelder. Stammesmitglieder haben politische Rechte und Anspruch auf Bundesgelder, etwa auf medizinische Versorgung oder Ausbildungszulagen. Ausserdem stehen etliche Bundesstipendien nur Native Americans zu, die Mitglied eines anerkannten Stammes sind. Ausgeschlossene gelten rechtlich als Nichtindianer – ganz egal, wie sie heissen oder aussehen. Schwerer als alles Materielle aber wiegt der emotionale Verlust, sagt Lorén Spears, die Direktorin des Tomaquag-Museums für indianische Kultur in Rhode Island und eine Angehörige der Narragansett. «Du verlierst die Bindung zu den Menschen, die du dein Volk nennst.» Man werde «abgeschnitten», für die Betroffenen sei es furchtbar.

Kein gutes Thema für ein Fest der Einheit. Häuptling Matthew «Seventh Hawk» Thomas ist nicht begeistert, dass er auf Mitgliederausschlüsse angesprochen wird. Der hünenhafte Mann im ­roten Lederkleid steht dem Stamm der Narragansett seit 17 Jahren vor, und in all den Jahren will er keine problematischen Ausschlüsse erlebt haben: «Der Stammesrat stellt sicher, dass niemand zu Unrecht seine Mitgliedschaft verliert», diktiert er. Dafür sei eigens ein neuer Ahnenforschungs-Ausschuss eingesetzt worden, der alle umstrittenen Fälle prüfe. An den Regeln aber ändere dies nichts: «Wer kein Narragansett-Blut hat, kann nicht dazugehören.» Solche Strenge sei nötig, sagt Thomas, um die Identität seines Volkes durch die Zeit zu retten: «Das ist der Sinn eines Stammes.»

Der Geruch der Pilger

Die Narragansett verstehen sich aufs Bewahren. Ihr Sommertreffen ist der wohl älteste durchgehend dokumentierte Pow-Wow Nordamerikas. 1675 wird das Fest erstmals erwähnt, ein Jahrhundert vor der Gründung der USA. Und natürlich sei es noch viel älter, sagt John Thomas; vor den Kolonisten habe einfach niemand darüber geschrieben. Von der Ankunft der ersten Pilger berichtet er, als sei er eben erst dabeigewesen: «Wir haben sie gehört und gerochen, lange bevor ihre Schiffe in Sicht kamen.» Es roch nicht gut. Man habe die Fremden gebeten, an anderer Stelle anzulegen. Deshalb seien sie nach Plymouth gezogen, nebenan in Massachusetts. Genutzt hat es nichts. Bis 1700 waren nur noch einige Hundert Narragansett am Leben, der grösste Teil ihres Landes war geraubt.

Immer in Stammesbesitz geblieben sind die zwei Morgen Sumpfland, auf denen der Pow-Wow stattfindet. Sie sind das Herzstück des heutigen Reservats. Hier steht die kleine Kirche, die während des Sommerfests zur Kühlstation umfunktioniert ist, in der Kinder und Alte Schutz vor der Hitze suchen. Hier haben die Beamten der Stammespolizei ihre Geländebuggys geparkt. Sie markieren Präsenz; Alkohol ist auf dem Gelände verboten – wer bechern will, verzieht sich auf die Parkplätze oder in den Wald. «Es stimmt», sagt War Chief Thomas und schaut sich um. «Unser Land besteht vor allem aus Sumpf.» Doch für die Narragansett sei das nicht schlimm. «Aus dem Sumpf kommt alles Leben.» Hier an dieser Stelle habe der Stamm überlebt und überdauert, sich nach den Vernichtungskriegen wieder neu aufgebaut. «Soll er da nicht entscheiden dürfen, wer dazugehört?»

Er darf. Mitgliedschaften sind, genau wie Hochzeiten, Jagdrechte und andere Stammesbelange, allein Sache der Stämme. Seit den 1970er-Jahren überlässt die US-Regierung die First Nations offiziell sich selbst. Einige Fachleute glauben, dass genau die neue Autonomie der Stämme für die Ausschlüsse verantwortlich ist: «Dass die Stämme heute strikter sind, zeigt vor allem ihre Stärke», glaubt Frederick Hoxie, Professor für Recht und Geschichte an der University of Illinois und Herausgeber einer 23-bändigen Geschichte der amerikanischen Ureinwohner. Wenn ein Stamm Mitglieder ausschliesse, so übe er schlicht Regierungsgewalt aus: «Wie jede andere Regierung muss auch eine Stammesführung Regeln schaffen, wenn es um Mitgliedschaft in ihrer Gemeinde geht.»

Zu sieben Achteln Schotte

Die Stämme waren nicht zu jeder Zeit so besorgt ums Blut. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden weisse Händler und Siedler regelmässig in indianische Gemeinschaften aufgenommen und zu Stammesleuten gemacht. «Damals ging es eher um Loyalität und Einsatz als um Blut und Stammbäume», sagt Colin Calloway, Historiker an der Universität Dartmouth. Manche berühmte Indianer der Vergangenheit hatten keine oder kaum indianische Vorfahren; der Anführer der Cherokee zur Zeit der grossen Vertreibung nach 1830, dem «Trail of Tears», war John Ross, zu sicher sieben Achteln ein Schotte. Bis heute sind weisse Indianer zentral in der US-Populärkultur, vom «Letzten Mohikaner» bis zu «Der mit dem Wolf tanzt». Dabei geht es auch um Schuld: Lieber als die ungleich zahlreicheren Vernichter der indianischen Kultur porträtiert Hollywood die Freunde und Adoptivkinder von Amerikas Urbevölkerung.

Dass Blut und Abstammung in jüngster Zeit so wichtig für die Stämme geworden sind, mag auch mit den Hippie- und New-Age-Möchtegern-Indianern zu tun haben, die einigen indigenen Gemeinden seit den 70er-Jahren die Tür einrennen. Für die Ausschlusswelle aber gibt es keine historischen Beispiele, sagt der Rechtsprofessor David Wilkins. «Wir waren einmal spirituelle Gemeinschaften, seine Zugehörigkeit verlor man nur im Extremfall.» Heute benähmen sich viele Stämme wie kalte Körperschaften, die mit Checklisten über Mitgliedschaft entschieden.

Blutgehalt bis auf die Kommastelle genau

Die Situation ist paradox. Denn mit der Blutsversessenheit übernehmen die Stämme die Kategorien der Kolonisten. Es war die US-Regierung, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts darauf versteift hat, dass Indianertum eine Frage des Blutes sei. Aus dieser Zeit stammen auch pseudowissenschaftliche Begriffe wie das Halbblut. Ziel dieser Denkart war Ausgrenzung: Vollblutindianer wurden schlechter gestellt als halb weisse, am Ende sollten sie ganz verschwinden. Die Urrolle der Narragansett von 1880, zu der man heute unbedingt gehören muss, ist durch die Regierung von Rhode Island angefertigt worden, als sie den Stamm auflöste und dessen Ansprüche vernichtete. Es war eine Liste der letzten Narragansett.

Solches Vernichtungsdenken mag Geschichte sein. Doch noch immer ist Blut für den US-Staat das zentrale Kriterium im Umgang mit den Ureinwohnern. Das Bureau of Indian Affairs in Washington zertifiziert Einzelpersonen den indianischen Blutsgehalt bis auf die Bruchstelle in einem amtlichen Ausweis. Gewisse Bundesprivilegien, etwa Bildungsstipendien, gibt es nur ab einem Blutsgehalt von einem Viertel. Ausserdem führt die Regierung die Liste der anerkannten Stämme. Nur wer da draufsteht darf zum Beispiel ein Casino betreiben. Um auf die Liste zu gelangen, muss ein Stamm eine Reihe strenger genealogischer Auflagen erfüllen. Die Narragansett haben es 1983 nach fast 100 Jahren Kampf geschafft. Kein Grund zu feiern, findet Häuptling Matthew Thomas: «Wir Indianer sind die Einzigen, die dem Staat wie Zuchtpudel mit Stammbäumen belegen müssen, dass wir sind, was wir behaupten.» Diese Beweisführungspflicht sei erniedrigend.

Kühlbox und Gesichtstattoo

Bittere Ironie also, dass die Stämme heute selber auf solche Belege pochen. Doch Kritik an den Ahnenprüfungen und Ausschlüssen ist unerwünscht. Wer die Entscheide der Stammesbehörden infrage stellt, scheint auch am Selbstbestimmungsrecht der Stämme zu rütteln: «Mitgliedschaften sind komplex, aber sie sind unsere Sache», sagt Lorén Spears vom Tomaquag-Museum. Der Stamm wisse selbst am besten, wer zu ihm gehöre. Externe Schlichter sind undenkbar: Die Narragansett fühlen sich von den staatlichen Behörden ohnehin schon bevormundet. Vor einigen Jahren hat die Polizei von Rhode Island auf dem Reservat einen steuerfreien Tabakladen geschlossen und ist dabei wohl unnötig grob vorgegangen. Es gab Verletzte, auch Häuptling Matthew Thomas wurde verhaftet. «Das weisse Amerika lässt uns nicht in Ruhe, begegnet uns noch immer mit Gewalt», sagt der Chief.

Ganz scharf aber verlaufen die Trennlinien zwischen den Welten nicht immer. Am Pow-Wow der Narragansett mischt sich indianisches Brauchtum mit amerikanischer Wochenendkultur: Baseballmützen, Klappstühle, Kühlboxen – aber auch Männerzöpfe, Äxte und Gesichtstattoos. Das Leben als Amerikaner und Narragansett sei «eine Art doppelte Staatsbürgerschaft», sagt Byron «Sun Rise» Brown. Der pensionierte Polizist, 75 Jahre alt, trägt ein blaues Blumenhemd und hält einen Fächer aus Truthahnfedern in der einen und einen Knüppel mit Vogelklaue in der anderen Hand. Seine indianische Zugehörigkeit sei allerdings gerade umstritten: die Narragansett hätten ihn ausgebürgert, weil der politisch ambitionierte Brown seinen eigenen, inoffiziellen Stamm gegründet habe, in dem er selber Häuptling sein darf. «Das hat ihnen nicht gefallen. Ich wurde ausgeschlossen, nicht einmal eine Einsprachefrist gab es.» Brown sagt es ohne Gram; es sei «ein Streit» gewesen, eine Fehde, weiter nichts. Heute rede man wieder miteinander. Er steht beim Versorgungszelt des Pow-Wows, wo Lachs und Jakobsmuscheln auf dem Grill braten, und scherzt mit den schwitzenden Köchinnen. «Alles meine Verwandten», lacht Brown. Nur wegen einer kleinen Ausbürgerung werde er am Fest nicht fehlen. «Ich weiss ja, wer ich bin.»

Der Text erschien am 22. August 2014 unter dem Titel „Der Stamm ist voll“ in der Süddeutschen Zeitung, am 23. September 2014 unter dem Titel „Geschlossene Gesellschaft“ im Tages-Anzeiger.
© David Hesse